Projekt Beschreibung
Im Frühjahr 2022 erreichten wir den Hafen von Aquadulce an einem denkwürdigem Tag. Die Hafenmeisterin beschrieb ihn so: Ich lebe seit über 50 Jahren hier, aber das habe ich noch nie erlebt! Gemeint war ein sehr extremer Scirocco! Der Wüstenwind aus Afrika. Schon bei der Landung mit dem Flugzeug waren wir überrascht vom Himmel. Er war wolkenlos aber trübe und goldbraun gefärbt. Später in der Marina war die Sichtweite zeitweise auf unter 200 Meter geschrumpft. Am nächsten Morgen sah die Marina und die ganze Umgebung aus wie in einem Endzeitfilm. Alles war von einer braunen Sandschicht bedeckt, jedoch durch die Feuchtigkeit am Morgen liefen kleine dunkelbraune Rinnsale durch die braune Schicht. Es sah aus, als ob alle Yachten im Hafen völlig verottet und verrostet waren! Ein wirklich unrealer Anblick. Wir brauchten einige Zeit um diesen zähen Sand abzuspülen.
Aber selbst noch an unserem Ziel Ostende, hatten wir bei der Endreinigung der Yacht, noch einige Ritzen in denen tatsächlich noch dieser braune „Rost“ zu finden war.
Am nächsten Tag starteten wir mit der Elan 450 Richtung Gibraltar und kamen gut nur mühsam. Den Ersten Stop mussten wir – wetterbedingt – gegenüber von Cadiz und in der Nähe des legendärem Starthafens der Amada von Columbus, Huelva einlegen.
Diese Überführung stand wettertechnisch unter keinem guten Stern. Das Frühjahr war in diesem Jahr geprägt von vielen Tiefs und das Azorenhoch kam erst zurück, als wir die portugisiesche Küste hinauf segeln wollten. Eigentlich hatten wir auf diesem Törn den Wind immer gegenan. Aber wir brachten die Yacht unbeschadet in seinen neuen Heimathafen Ostende.
Es gab neben dem Wetter auch einige diverse technische Stops. Einer dieser Stops in einem für Segler eher gemiedenem Hafen: Figueira da Foz. Dort ereignete sich 2013 vor dem Einfahrt zum Hafen ein tragische Yachtunfall einer deutsche Ausbildungsyacht, verursacht durch Grundseen! Im Ergebnis gab es 2 Tote zu beklagen. Ein Segler und ein Retter starben dabei.
Wir konnten problemlos einlaufen, aber verstanden trotzdem die Gefahr die von dieser Moleneinfahrt direkt vor dem flachen Strand ausgeht. Wir hatten nur mäßige alte Dünung die trotzdem unsere ganze Aufmerksamkeit forderte. Es gibt einige Häfen mit ähnlichen Einfahrten und alle sollten bei starker auflandiger See niemals als Nothafen angelaufen werden! Es ist tatsächlich viel gefährlicher als bei Sturm auf See zu bleiben. Aber unsere Psyche spielt in diesen Situationen immer gegen uns. Zu verlockend der sichere Hafen vor Augen …. Man muss sich in diesem Momenten solcher Ereignisse bewusst sein, um nicht ins Verderben zu segeln. In diesem Andenken haben diese Unglücke auch ein sinnvolles Erbe und die Seeleute sind nicht ganz umsonst gestorben.
So bleibt dieser Törn in lebhafter Erinnerung, als anstrengend – weil wettertechnisch extrem anspruchsvoll und mit vielen Motorstunden auf einer eigentlich schönen und schnellen Segelyacht. Am Ende begrüßte uns ein glücklicher Eigner im schönen Ostende.